B, L, F 2011 101 Min. OmU FSK 12

Tango Libre

Tango Libre
Filmplakat

Regie: Frédéric Fonteyne
mit: François Damiens, Anne Paulicevich, Sergi López, Jan Hammenecker, Zacharie Chasseriaud, Mariano Chicho Frumboli, Corentin Lobet, Christian Kmiotek u.a.

Synopsis

Jean-Christophe (François Dami­ens), von allen nur »JC« genannt, erfüllt beruf­lich wie pri­vat alle erfor­der­li­chen Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten eines Gefäng­nis­wär­ters. Unter stän­di­ger Selbst­kon­trolle ste­hend bewegt er sich laut­los und kaum wahr­nehm­bar wie ein Schat­ten durch die Gefäng­nis­räume, selbst kaum von sei­ner Umwelt beach­tet fügt er sich voll und ganz in die Rolle des Beob­ach­ters, er über­wacht, kon­trol­liert, sich selbst ebenso wie andere mit strengs­ter Akri­bie. JC ist der klas­si­sche Ein­zel­gän­ger, emo­tio­nale Bezie­hun­gen zu ande­ren — abge­se­hen von sei­nem Gold­fisch, den er seit 15 Jah­ren pflegt und hegt — sind in sei­nem Leben ebenso wenig vor­han­den wie eine funk­tio­nie­rende Inter­ak­tion zwi­schen Ver­stand und Herz.

Auch der wöchent­li­che Tan­go­kurs ändert an die­ser gekapp­ten Ver­bin­dung zunächst nichts, JC tanzt und übt und strebt dabei doch nur tech­ni­sche Per­fek­tion an – bis Alice (Anne Pau­li­ce­vich) auf­taucht, eine attrak­tive Frau, der es nach dem ers­ten gemein­sa­men Tanz gelingt, JC aus sei­ner selbst erbau­ten Zelle zu locken, indem sie ihm wort­los zu ver­ste­hen gibt, was das Wesen des Tan­gos aus­macht: der naht­lose Übergang von see­li­schem in kör­per­li­chen Aus­druck, ver­bun­den mit einem Wech­sel­spiel zwi­schen Nähe und Dis­tanz, Ver­füh­rung und Zurück­wei­sung, ein Spiel, das sich ganz in der Spra­che des Kör­pers und der Bli­cke äußert…

Und so ist es Alice, die nicht nur JCs kom­plette Wahr­neh­mung auf den Kopf stellt, sei­nen nüchtern-kontrollierenden Blick zu einem begeh­ren­den macht, son­dern ihn hin­ein­zieht in einen kom­pli­zier­ten, hoch­e­mo­tio­na­len Wir­bel aus Lei­den­schaft und Eifer­sucht, aus dem sich ein Macht­kampf unter Män­nern um die Gunst des Objekts der Begierde, um Alice, entspinnt…

Dass die­ser, in jeder Hin­sicht selbst­be­stimmt leben­den Frau nicht nur seine Auf-merksamkeit zuteil wird, son­dern er diese mit zwei Män­nern, aus­ge­rech­net zwei un-ter sei­ner Beob­ach­tung ste­hen­den Gefäng­nis­in­sas­sen — Ali­ces Ehe­mann Fer­nand (Sergi López) und ihr Gelieb­ter Domi­nic (Jan Ham­men­ecker) — tei­len muss, macht die Sache für JC nicht leich­ter. Dem immer ver­floch­te­ner wer­den­den Wech­sel­spiel der Gefühle und Eifer­süch­te­leien, das sich um Alice herum zwi­schen JC, Fer­nand und Domi­nic ent­wi­ckelt, wird im Tango Aus­druck verliehen.

Und so kommt es, dass der Tango schließ­lich die Grenze zwi­schen Innen– und Außen­welt ver­wischt. Inner­halb der Gefäng­nis­mau­ern wird bald, unter der Füh­rung eines namen­los blei­ben­den Argen­ti­ni­ers (Mariano „Chi­cho“ Frum­boli) ebenso lei­den­schaft­lich getanzt wie »drau­ßen«, wo JC und Alice tan­zend ihre Kör­per spre­chen las­sen und zarte Lie­bes­bande knüpfen…

Das Gefühls­chaos schwillt immer wei­ter an und gip­felt schließ­lich in einem emo­tio­na­len Höhe­punkt, des­sen aus­schlag­ge­ben­des Ereig­nis die Offen­ba­rung eines lange gehü­te­ten Fami­li­en­ge­heim­nis­ses zwi­schen Alice, Fer­nand und Domi­nic ist: Ali­ces fünf­zehn­jäh­ri­ger Sohn Anto­nio (Zacha­rie Chas­se­ri­aud) erfährt von sei­nem ver­meint­lich leib­li­chen Vater Fer­nand, dass sein wirk­li­cher Vater des­sen bes­ter Freund Domi­nic ist – eine lebens­lang auf­recht erhal­tene Lüge zerplatzt.

Als die Situa­tion inner­halb wie außer­halb der Gefäng­nis­mau­ern immer mehr zu eska­lie­ren droht, fasst JC einen Ent­schluss, der ihn nun end­gül­tig aus sei­nem peni­bel geord­ne­ten Leben her­aus­ka­ta­pul­tiert: Er ver­hilft Fer­nand und Domi­nic unter Zuhil­fe­nahme von gewalt­tä­ti­gen Mit­teln zu Flucht und Frei­heit. Als er schließ­lich in den Flucht­wa­gen ein­steigt und sich zusam­men mit Alice, Anto­nio, Fer­nand und Domi­nic mit quiet­schen­den Rei­fen in ein unbe­stimm­tes Leben auf­macht, ist sein Wen­de­punkt besie­gelt und er kehrt sei­nem alten Leben ein für alle­mal den Rücken.

Trailer

Links

Szenenbilder